© 2014 by Thorsten Behrens, Gifhorn, Germany
Mein Blog
60 Euro für einen Weihnachtsmannauftritt - viel Geld. Viel Geld? Der Weihnachtsonkel hat sich
Gedanken gemacht und aufgeschlüsselt, was davon bei ihm ankommt.
"Boah, so ein Auftritt kostet pro Stunde 60 Euro? Kann man das nicht billiger machen? Und wenn
wir keine Quittung brauchen?"
Das höre ich immer wieder. Und es stimmt ja irgendwie auch, wenn man mein Honorar
ausschließlich aus der Sicht des Kunden betrachtet. 60 Euro für einen 30- bis 60-minütigen
Auftritt scheinen da eine stolze Summe zu sein.
Scheinen. Denn aus meiner Sicht betrachtet sieht das ganz anders aus. Wie, das würde ich hier
gerne mal erzählen - nicht, weil ich nach Mitgefühl fische, wohl aber nach Verständnis.
Fangen wir mal mit meinen 60 Euro Stundenlohn an, der versteuert wird - und sich durchaus im
Mittelfeld bei den Weihnachtsmannhonoraren bewegt. Ja, ich versteuere diese Honorare
ordnungsgemäß. Freuen Sie sich darüber. Denn damit trage ich meinen Anteil an der
Finanzierung der Straßen, Schulen, Kindergärten usw. in unserem Land. Außerdem habe ich
keine Lust, irgendwann wegen Steuerhinterziehung belangt zu werden. Daher kann und will ich -
abgesehen von einem gewissen Rabatt bei Großkunden - auch nicht "ohne Quittung" oder für
einen kleineren Betrag arbeiten. Denn bei einem Steuersatz von ungefähr 35 Prozent gehen etwa
21 Euro an das Finanzamt. Bleiben 39 Euro je Stunde. Immer noch ein guter Stundenlohn, ist mir
wohl bewusst. Aber Netto ist das noch lange nicht.
Die Fahrtkosten will ich jetzt gar nicht abrechnen, die hole ich mir vom Finanzamt zurück. Aber
die Fahrtzeit ist ein Faktor. Im Schnitt bin ich gerade zu Heiligabend von einem zum anderen
Auftritt rund 20 Minuten unterwegs, wenn ich durch den Landkreis fahre. Zeit, die anteilig auf die
jeweiligen Auftritte anzurechnen ist. So wird aus einem 30-Minuten-Auftritt schnell mal ein 50-
Minuten-Auftrag. Werde ich für mehrere Stunden am Stück gebucht (z.B. Vereinsfeier, Fotoaktion
usw.), gibt es in der Regel die vollen gebuchten Stunden. Da gibt es die Fahrzeit sozusagen
gratis. Das halte ich für gerechtfertigt - denn ein Auftritt an Heiligabend, wenn die meisten
anderen Menschen mit ihren Familien feiern, darf in meinen Augen durchaus etwas teurer sein
(hier die Kostensteigerung über die Verkürzung des Auftritts), als ein Auftritt an normalen Tagen.
Bleiben wir also bei den 39 Euro. Davon gehen anteilig die Kosten ab, die dadurch entstehen,
dass ich versuche, den Job so gut wie möglich zu machen. Ein Beispiel: 2018 habe ich rund 120
Euro Kosten gehabt für ein neues Kostüm sowie Kostümpflege. Viel Geld, Kostüme gibt es
schließlich ja auch für 6,99 Euro im Billigshop. Aber damit möchte ich persönlich nicht bei Ihnen
zu Hause auftauchen. Denn ein Weihnachtsmann sollte wie einer aussehen, nicht wie ein
Komparse in einem schlechten Theaterstück.
Weitere regelmäßige Kosten sind beispielsweise die Handschuhe, das Paar kostet etwa 4 Euro,
die nach jedem Auftritt gewaschen werden müssen - weil sie oft doch recht dreckig werden (nach
3 Stunden Süßwaren verteilen im Kaufhaus sind die schwarz) und aus hygienischen Gründen. Ich
möchte ja schließlich sauber bei Ihnen auftauchen. Und ewig halten die Dinger auch nicht. Auch
Bart und Perücke sind nicht unter 10 Euro zu bekommen, wenn sie was taugen sollen - und sie
halten meist nur 3, maximal 4 Jahre, bis sie ausgeleiert und verfilzt sind. Hier mal ein neuer Sack,
da mal ein neuer Gürtel, hin und wieder ein neues Paar Stiefel (die aktuellen haben 90 Euro
gekostet und können wegen des weißen Pelzkragens ausschließlich für Weihnachtsmannauftritte
getragen werden), und natürlich die Accesoires. Anfang 2019 habe ich mir einen
Weihnachtsmannschlüssel gekauft, um den Kindern erklären zu können, wie ich in die Häuser
komme. Und das Goldene Buch für meine Privatbesuche hat inklusive der eingebundenen
Weihnachtsgeschichte knapp 40 Euro gekostet, die kleine Handglocke ist massiv (dadurch hält
sie länger und ist langfristig günstiger) hat rund 20 Euro gekostet. Und auch der
Weihnachtswichtel, der mich zu meinen Lesungen begleitet (bei denen übrigens meist auch die
Süßigkeiten im Honorar enthalten sind) hat 100 Euro gekostet.
Auf vieles könnte ich natürlich verzichten - doch die Erfahrung zeigt, dass gerade diese kleinen
Dinge den Wert eines Auftritts ausmachen. Stichwort Erfahrung: Auch die ist in meinen Augen ihr
Geld wert, ebenso wie die Tatsache, dass ich den Job gerne mache und Kinder mag. Auch wenn
ich gutes Geld damit verdiene, mache ich es aber nicht nur wegen des Geldes - denn erstens
habe ich noch einen nicht schlecht bezahlten Vollzeitjob und zweitens führe ich auch kostenlose
Auftritte aus beispielsweise für soziale Einrichtungen, Kindergärten oder auch mal zu
Heiligabend auf der Polizeiwache.
Übrigens, das zum Schluss, ist der Einwand, dass ich meine Kosten vom Finanzamt erstattet
bekomme, nur zum Teil richtig. Es werden nämlich nicht die wirklichen Kosten erstattet, sondern
sie reduzieren nur das zu versteuernde Einkommen. Beispiel: Verdiene ich mit dem
Weihnachtsmannjob 100 Euro, sind 100 Euro zu versteuern, wenn ich keine Kosten habe - macht
etwa 35 Euro Einkommensteuern. Verdiene ich 100 Euro und habe 10 Euro Kosten, muss ich 90
Euro versteuern - macht 31,50 Euro Steuern. Von den 10 Euro Kosten fließen also lediglich 3,50
Euro zurück. Der Rest - 6,50 Euro - reduziert mein Netto-Honorar.
Ich hoffe, mal ein wenig Licht in den Honorar-Nebel gebracht zu haben und freue mich auf Ihre
Buchung.
Geschichten rund ums Fest und was
ich sonst noch so zu sagen habe:
Diskussion um das
Weihnachtsmannhonorar