© 2014 by Thorsten Behrens, Gifhorn, Germany
Mein Blog
Dieses Interview habe ich in den 1990er Jahren mit dem Weihnachtsmann geführt - damals war
ich selbst noch nicht als Weihnachtsonkel unterwegs. Das Interview wurde 1998 im Helmstedter
Stadtmagazin Schulz! sowie 2003 in der Gifhorner Aller-Zeitung abgedruckt.
Weihnachtsmann: Wunschzettel sind künftig schon zu Ostern willkommen!
Interview mit dem Mann in Rot, der fast alle Wünsche erfüllt
Er ist so bekannt wie Michael Jackson, hat aber einen besseren Leumund. Der Weihnachtsmann
ist schwer für ein Interview zu bekommen, doch mir ist das gelungen.
Mensch, du siehst aus wie der Weihnachtsmann. Bist du es oder bist du es nicht?
Weihnachtsmann: Da hilft kein Leugnen. Woran hast du mich erkannt?
War nicht besonders schwer, schließlich laufen nicht viele Typen mit solch einem Bart und roter
Kutte herum.
Weihnachtsmann: Ja, normalerweise gehe ich auch inkognito, um mein Bier zu trinken. Aber ich
komme gerade von einer Verhandlung mit einem Spielzeughersteller, da wollte ich mich nicht
noch groß umziehen. Außerdem kann ich etwas Publicity gut gebrauchen.
Du musst es ja nötig haben. Laufen die Geschäfte denn so schlecht?
Weihnachtsmann: Das kannst du wohl sagen.
Was für Probleme hast du denn so in deiner tollen Position?
Weihnachtsmann: Dass die Kinder mir immer am Bart ziehen, um die Echtheit zu prüfen, damit
kann ich leben. Aber was sich die Erwachsenen so leisten, ist wirklich nicht schön. Erst machen
sie den Kindern Angst mit mir, damit die artig sind. Und ein paar Jahre später erzählen sie, es
würde mich gar nicht geben, nur um die Pluspunkte für die Weihnachtsgeschenke selbst zu
kassieren. Ziemlich unfair, oder nicht?
Wie sieht es mit den Wunschzetteln aus?
Weihnachtsmann: Mit den Wunschzetteln klappt es auch nicht so richtig. Die meisten bekomme
ich erst eine Woche vor Weihnachten, wie soll ich denn da in der kurzen Zeit noch die passenden
Geschenke bekommen? Also besorge ich die Sachen schon vorher auf Verdacht. Wenn ich Pech
habe, sitze ich dann auf einem ganz vollen Lager, weil keiner mein Zeug haben will. Und wenn ich
die Sachen trotzdem verteile, dann schimpfen alle auf mich. Nein, die Wunschzettel müssten
früher ankommen, so gegen Ostern wäre optimal. Und genügend Porto muss auf alle Briefe und
Pakete drauf.
Genug davon, mir kommen die Tränen. Was für Wünsche hat eigentlich ein Weihnachtsmann?
Weihnachtsmann: Einen neuen Schlitten. Meiner kommt nicht mehr durch den TÜV. Und ein paar
jüngere Rentiere, die alten halten den Stress nicht mehr aus.
Das muss ja auch anstrengend sein, in zwei Tagen die halbe Welt mit Paketen zu beliefern. Wie
machst du das eigentlich? Hast du Doubles?
Weihnachtsmann: Kein Kommentar! Wenn ich das verrate, kommt vielleicht ein Konkurrent und
macht das Geschäft kaputt.
Okay. Darf ich dich etwas über deine Engel fragen? Ist es nicht aufregend, mit einem Haufen
weiblicher Engel zusammenzuarbeiten?
Weihnachtsmann: Nicht mehr. Ich bin schon zu alt für diesen Spaß. Früher, ganz am Anfang, da
war das anders, aber jetzt bin ich so in die Jahre gekommen, dass vieles zur Routine wird.
Eigentlich sollte ich dir jetzt noch die üblichen Fragen stellen: Wer ist dein Lieblingssänger, was
ist deine Lieblingsfarbe, und welchem Politiker traust du nicht über den Weg.
Weihnachtsmann: Und ich wollte dir gerade ein Bier ausgeben, weil ich dachte, du würdest mich
so etwas nicht fragen.
Das habe ich auch nicht mehr vor. Übrigens: Was bekomme ich eigentlich zu Weihnachten?
Weihnachtsmann: Ich habe dir gerade ein Bier bestellt. Nächste Frage, bitte.
Wenn du so viel Ärger hast, warum machst du dann nicht einfach etwas Anderes?
Weihnachtsmann: Wer will denn schon einen so alten Mann wie mich einstellen? Und ganz
aufhören kann ich nicht.
Was hält dich ab?
Weihnachtsmann: Ich hätte keinen brauchbaren Nachfolger. Außerdem hält mich das Strahlen in
den Augen der Kinder, die noch an mich glauben.
Geschichten rund ums Fest und was
ich sonst noch so zu sagen habe:
Interview mit dem Weihnachtsmann